Blogs / Dschungelblog / Otmars’ Dschungelblog #07 – Der Blockbuster “Tesa-Film”

Am zweiten Tag im Camp wurde beerdigt, lebendig im Sarg. Sicher eine grauenhafte Vorstellung, aber Rainer L. sprach sehr frei über das Leben danach. Seine, also Rainer Langhans vorbereitende Meditation auf das Ereignis mit dem Sarg, bestand darin, dass er während dem 30 tausend Tierchen (unserer Schätzung nach waren es maximal 580) seinen Körper ein paar Minuten (ganze 11) von sich trennte, sozusagen meditativ abkoppelte. (O-Ton Rainer L.). Sehr klever gemacht, eine Art „leckt mich am Arsch-Bewältigungsarbeit ihr könnt mir gar nix mit den 580 Maden im Sarg“.

(c) www.mathieu-carriere.com

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Natürlich wurde in der Tradition des Passionsspieles auch die Kreuzigung von Mathieu am 15. Juni 2006 wieder in den lustigen Topf des kleveren Moderatoren Teams geworfen.  Das wiederum ruft mich auf den Plan, zum Thema Tod und Teufel zusammen mit 30tausend Maden und 5 Millionen Trennungskindern Stellung zu beziehen. Den ganz im Gegensatz zu Rainer Ls Anliegen, etwas Nettes zu Essen zu bekommen, lies sich Mathieu ans Kreuz Tesa-filmen (O-Ton Dirk-Bach), um ein Sprachrohr für 10 Millionen Trennungseltern, 20 Millionen Trennungs-Opas und -Omas und 230 000 Trennungskinder jährlich zu sein.
Diese Aktion am Kreuz war der Höhepunkt der Kampagne „Väter brauchen ihre Kinder“. Denn über 50 % dieser Kinder haben ein Jahr nach der Trennung der Eltern keinen Kontakt mehr zum ausgegrenzten Elternteil. Die Kampagne wurde maßgeblich angeschoben als Mathieu im gleichen Jahr von Claude Martin, Frankreichs Botschafter, die Ritterswürde der Ehrenlegion verliehen (franz. Légion d’honneur) bekam. Carrière bekam die Ritterswürde für seinen großen Beitrag für die deutsch-französischen kulturellen Beziehungen. „Verstehen sie dies als Ermutigung und einen freundschaftlichen Gruß von einem Land, das Sie liebt und das Sie lieben“, sagte Botschafter Martin damals.
Mathieu nutzte diese höchste Auszeichnung, die Frankreich verleihen kann und organisierte in der Französischen Botschaft in Berlin eine hochkarätig besetzte Debatte über das Kindheitsrecht in Deutschland und Frankreich. Er schrieb einen Offenen Brief an die ehemalige Justizministerin Frau Zypries „ auf den Knien meines Herzens flehe ich Sie an, die Kindschaftsrechts-Festung Deutschland aufzubrechen“.
Nachzulesen und anzusehen ist die gesamte Debatte gleich hier auf der Seite von Mathieu unter der Rubrik Kinder. Auf jeden Fall wollte ich an dieser gläsernen Sargdebatte einen kleinen Ausflug nach Berlin machen und verbleibe mit spannenden Erwartungen auf weitere Inspirationen aus Australien, wo gerade die Sonne aufgeht.

Mathieu Carriere in Berlin (2006).

Foto: Armin Emrich