Blogs / Dschungelblog / Ich bin der Herr, dein Sender. Du sollst nicht andere Sender haben neben mir!

Nach dem epochalen Paradigmenwechsel, der den deutsch- sprachigen Raum Europas während der Dschungelcampstaffel 2011 erschütterte, kam es in diesem, unserem Land zu einem Volksbegehren und die Verfassung wurde geändert:

Foto: (c) Frank Zauritz www.frankzauritz.de



Artikel 147:

(1) Im Gedenken an den Mauerfall bekommt das deutsche Volk mit sofortiger Wirkung, (1. April 2011), ein Grundrecht darauf, am 09. November jedes neuen Kalenderjahres in direkter, geheimer Wahl, das zehnköpfige Dschungelteam zu bestimmen.

(2) Das Alter der Wahlberechtigten wird, allerdings nur für dieses Ereignis, von 18 auf 3 gesenkt.

Schon am Abend des 09. November 2011, noch vor Abschluss der Stimmauszählung, war klar, dass die Wahlbeteiligung die Traumquote von 89,5 Prozent übersteigen würde: sie war damit weit höher als der Prozentsatz von Stimmen, mit denen sich im August und September vier Diktatoren im nahen Osten und in Asien im Amt bestätigen ließen, nachdem sie ihre Völker an die Urnen geprügelt hatten. Fest stand allerdings auch, dass die Wahlergebnisse in Deutschland trotz der über 2000 von den Vereinten Nationen entsandten internationalen Beobachtern, manipuliert, gefälscht und uminterpretiert wurden: und so konnte die heftig umstrittene, aber von der UNO mit grünem Licht geadelte Liste der Gewinner erst im letzten Augenblick, am Heiligen Abend verlesen werden.

Die Bundespräsidentin, Dr. Gabi Entlein, trat mit Tränen in ihren schönen Murmeltieraugen, vor die Kameras der Nation und verkündete in ihrer Weihnachtsansprache:

„Liebes Volk, mit großer Freude und tiefer innerer Bewegung, darf ich dir nun endlich die Namen der Erkorenen mitteilen: Wie schön, dass mein Freund Fronk Scharspüler ins Camp gehen darf, wie wunderschön, dass Kimberly Meier dabei ist. Besonders warm wird mir ums Herz, weil Will Maulitz und Elmudo Thomaso, aber auch Stefan Kuzany und unsere Nobelpreisträgerin Belice Weisser dabei sind. Außerdem rufe ich Pierre Schlotterteich, unserem Guru und der ehrlichen Susi Hoppel, sowie Bundesverdienstkreuzträgerin Britta Blume und Hannibal Stein vom Reiter Verlag zu: toi, toi, toi! Ein gesegnetes Fest euch allen!

Das Dschungelteam 2012 (c) www.mathieu-carriere.com



Am neunten Januar, gegen 18.30, local time, sitzen die Gladiatoren ums Lagerfeuer und warten auf ihre erste Reisration, die Fronk in abgekochtem Wildbachwasser zubereitet.

Fronk Scharspüler, Herausgeber der angesehenen Südpostille ist dabei, weil er sich erhofft durch seine Teilnahme an der Staffel seinen Journalisten-Promistatus von D auf C zu steigern. Er erweist sich als Meisterkoch dieses ersten Abends, da er die ungesalzenen Hülsenfrüchte geschickt ein klitzekleines Bisschen anbrennen lässt, und ihnen damit einen Hauch von Würze verschafft.

Wenig später wird er zu seinem großen Erstaunen als erster rausgemobbt. Er hatte sich bei der Prüfung Der kleine Prinz standhaft geweigert, mit den Zehen aus einem Schlangennest gelbe Stoffsternchen zu angeln. Das weise Publikum und auch das hungernde Team empfand dieses Verhalten als politisch inkorrekt.

Pierre Schlotterteich, der berühmte Verfasser der Seifenblasen-Quatrologie, will den Campaufenthalt dazu nutzen, sein Konzept einer spinozistischen Weltkommune vor angepeilten 200 Millionen Zuschauern zu promoten. Da er aber kurz vor Reiseantritt in dem hochangesehenen Kulturmagazin Stephen Auster selbst erklärt hatte, dass er im Camp abnehmen wolle, war es kein Wunder, dass er als zweiter gehen musste: Denn Susi Hoppel erwischte ihn in flagranti dabei, wie er unter der Dusche völlig hemmungslos und gierig, ohne Mikro, den Inhalt des Bohnenbechers (Dreitagesration des gesamten Teams) verschlang.

Diese Wahrheit verkündete die redliche Susi natürlich den anderen brühwarm.

Pierre ohrfeigte sich dann zwei Tage später selbst, als er beim Fernsehen im Hotel miterleben musste, wie Britta Blume souverän in der Prüfung Robinson Crusoe zwanzig tote Beuteltiere enthäutete, entsehnte und filettierte und damit dem Team zehn Sterne sowie zehn Kilo Frischfleisch verschaffte.

Britta Blume, Miteigentümerin des Mertelfrau-Konzerns, ist im Camp, um dem größten Medienkonglomerat der Welt ein Gesicht zu geben und gilt nach der Prüfung als Favorit auf die Krone.

Konkurrenz macht ihr dann allerdings Hannibal Stein, der nach einer tumultuösen Aufsichtsratssitzung seines Reiter-Unternehmens ins Camp geschleust wurde, um dem Gegner Mertelfrau die Dschungelkriegszone nicht kampflos zu überlassen: Er schafft es mit Stefan Kuzany, wie Heinrich von Kleist mit dem preussischen Königssohn, bei der Dschungelprüfung Schlagzeile nackt durch ein Spalier von kickboxenden Kängerus zu rasen und nach dem Spießrutenlauf blutend aber glücklich mit seinem Kumpel acht Sterne einzuheimsen.

Stefan Kuzany ist dabei, weil er sich schon während der 2011 Staffel im berühmten Spiegel als erster C Journalist eindeutig mit den Worten als Dschungelfan geoutet hatte: „Ich bin stolz und dankbar, dass ich einmal so weit kommen würde sagen zu können: ich gehöre dazu! Und das ist gut so. Danke!“ Dafür wurde er vom Sender (und vom Volk) belohnt.

Er muss dann als Dritter gehen, weil er nach seinem Spießrutenlauf vor Susi auf die Knie geht und pathetisch bettelt: „Bitte, bitte, Susi, auf den Knöcheln meines Darms flehe ich dich an, hör auf zu rappen!“ Wegen dieses verfälschten Zitates (im Original: Auf den Knien meines Herzen!), bricht ihm das weise Publikum das Genick.

Susi Hoppel wurde im August 2011, nach einer intensiven Placebo- und Haferflocken Behandlung, im Vollbesitz ihrer geistigen Kräfte, aus der Charité entlassen. Sie unterzeichnete sofort einen Werbevertrag mit der deutschen Tilicam (man munkelt, sie habe einen vierstelligen Betrag erhalten) und ging voller Stolz als erste Kandidatin aller Zeiten zum zweiten Mal ins Camp, obwohl sie wusste, dass sie damit ihren hart erkämpften A-Promi Status gefährden könnte. Ihr wird natürlich heimlich von den Campärzten weiterhin alles Mögliche ins Wasser gemischt, um sie am Rappen zu hindern, aber sie erweist sich als immun gegen die Psychopharmaka: Ihr neuer Song: Krass, der Scheiß, der macht mich nass, obwohl ich Susi Hoppel heiß wird zum Ohrwurm der anderen Insassen, denn sie gibt ihn vom ersten Klogang vor Morgengrauen bis zum Schlafengehen ununterbrochen zum Besten. Eine Konfrontation mit Belice Weisser wird ihr zum Verhängnis: Belice outet sie vor den anderen mit den Worten: „Du bist keine Frau, Susi, du bist nur eine Feministin! Schäm dich!“ Das sitzt und bringt Alice ins Finale.

Kimberly Meier hat sich als scharfzüngigste Klatschkolumnistin, gewissermaßen als die Louella Parsons des deutschsprachigen Raumes, qualifiziert. Sie gleitet mühelos unter die letzten vier, da sie sehr echt rüberkommenden Sexualverkehr mit Elmudo Thomaso auf dem Klo, mit Susi Hoppel bei der Prüfung Wer kommt zuerst, und mit Will Maulitz im von Röntgenstrahlen durchleuchteten Schlafsack praktiziert. Sogar ihre Küsse wirken wahr.

Will schafft es nicht in die Zielgerade, da ihm beim Schmusen mit Kimberly aus seiner Megamähne die darin versteckte Astronautennahrung und die Kondome herausfallen, die er so ins Camp geschmuggelt hatte. Damit sinkt sein Promistatus von A auf F. Er geht erhobenen Hauptes.

Auch der sympathische Elmudo muss gehen. Er hatte Britta Blume gebeten mit seinem Plüschkaninchen zu telefonieren, um es von seiner suizidalen Ideation abzulenken. Britta Blume schleuderte ihm nur ein lakonisches: „Bitte, Elmudo, ich hab nicht die Kraft mich um das Schicksal deines transitionalen Objektes zu kümmern!“ entgegen. Damit war er raus.

Kimberly weigert sich mit Hannibal Stein nackt zu duschen. Die Zuschauer sind frustriert und bestrafen sie umgehend. Sie muss gehen.Damit sind Britta, Alice und der verletzte Hannibal im Finale.

Im Kampf der zwei Medientitanen freut sich die Dritte. Weder Hannibal noch Britta werden König, sondern Belice Weisser. Denn in der entscheidenden Dschungelprüfung Weinprobe muss sie mit verbundenen Augen sieben Urinproben den sie ausscheidenden Tieren zuordnen. Sie holt den größten Stern, da sie den süß-sauren Pipi-Geschmack einer Diabetiker-Heuschrecke hellsichtig erkennt.

Sie war mit ihrer verspielten, niedlichen Art einfach unschlagbar.Die 2012-Staffel hat eine Weltfrieden stiftende Wirkung. Zwei Wochen nach der Sendung wird ein israelisch-palästinensischer Gemeinschaftstaat mit den Grenzen von 1917 ins Leben gerufen, drei Wochen später bekommen Saudi-Arabische Frauen das Recht auf Führerschein und China zieht sich aus Tibet zurück.

Die Show im Jahre 2013 wird nicht mehr IBES heißen, sondern:

Ich bin Journalist, bitte lasst mich hier drin!!