Offener Brief an die ehemalige Justizministerin 2006
Sehr geehrte Frau Zypries,
auf den Knien meines Herzens flehe ich Sie an, die Kindschaftsrechts-Festung Deutschland aufzubrechen. Befreien Sie die 35 Millionen Betroffenen aus dem Ghetto, in welches diese seit Bestehen der Bundesrepublik abgeschoben werden. 5 Millionen Trennungskinder, jedes Jahr 230 000 mehr, 10 Millionen Trennungseltern, 20 Millionen Trennungs-Opas und-Omas leiden unter den Folgen unserer Rechtssprechung. Ganz zu schweigen von den auch betroffenen Geschwistern, Freunden, Partnern und Helfern, die den Mut, die Hoffnung und ihre Lebenslust verloren haben und dennoch weitermachen.
Schaffen Sie mit einem Federstrich den Paragraphen 1626 a BGB ab. Sie haben nichts zu verlieren. Alle werden gewinnen. Sie kriegen den Friedensnobelpreis, den sie allerdings mit Jürgen Rudolph teilen müssten.
Schaffen sie mit einem Federstrich die Gleichberechtigung von Vätern und Müttern, geben Sie unseren Kindern ihre Menschenrechte, welche das Grundgesetz und die UNO Charta fordern, und die Kuh ist vom Eis.
„Wer die alleinige Sorge anstrebt und einen Elternteil ausgrenzt mißbraucht sein Kind, mit verheerenden Folgen für die seelische Entwicklung dieser Kinder und für die ausgegrenzten Eltern.“
Wer trägt die Verantwortung für diesen staatlich verordneten Kindesmißbrauch? Für diesen Staatsterror? Sie, Frau Bundesministerin, natürlich nicht. Sie können ja nichts tun, denn „all das ist Ländersache.“ Da trifft es sich ja gut, daß die Föderalismusreform ins Haus steht.
Ende November 2003 wurde in Genf von hohen Israelischen und Palestinensischen Politikern, mit der Unterstützung von über 100 Präsidenten, Premierministern, UNO Vertretern und anderen Entscheidern, ein umfassender Friedensplan für den Nahen Osten und insbesondere für Palestina ausgehandelt. Mein gelegentlicher Schachpartner Otto Schily, Vater von zwei Töchtern und Ihr Mentor, sagte mir vor ein paar Jahren: „Es ist leichter im Nahen Osten Frieden zu schaffen, als in Deutschland den Finger in das Schlangennest Kindschaftsrecht zu stecken.“ Soll er Recht behalten?
Bereits am 12.12. 2003 fand in der französischen Botschaft in Berlin, auf Einladung des Botschafters, seiner Exzellenz Claude Martin, eine Veranstaltung mit dem Thema „Zerrissene Familien im vereinten Europa“ statt. Ziel dieser Veranstaltung war es, einen Friedensplan zu entwickeln, der die Familienpolitik- und -Rechtssprechung der europäischen Länder einander angleichen sollte. Die über 30 anwesenden Menschenrechtler, Konfliktforscher, Richter, Mediatoren, Anwälte, Betroffenen, Soziologen, Psychiater, Bindungsforscher und Kinderpsychologen waren sich einig: In Deutschland herrscht im Familienrecht „La loi de la jungle“ (Jaques Chirac). Leider konnten Sie bei der Veranstaltung nicht anwesend sein. Ihre Vertreter sahen keinen Handlungsbedarf. Schade.
In den Humanwissenschaften besteht heute Konsens über die Interpretation der Forschungsergebnisse der letzten 50 Jahre, insbesondere über Folgendes: Trennungskinder, deren Eltern kooperieren, deren Eltern das oberste Gebot nach Trennung, nämlich Bindungstoleranz, beachten und gleichberechtigten Kontakt des Kindes zu beiden Eltern leben, haben es besser. Sie werden zu leistungs- und bindungsfähigen Erwachsenen, während bedauernswerte Opfer unserer Rechtssprechung im Knast, in psychiatrischen Anstalten oder gar im Grab landen. Sogar Immunsysteme entwickeln sich besser bei gleichberechtigten Kindern. Die Untersuchung von Professor Proksch hat Ihr Ministerium selbst in Auftrag gegeben!
Ist es nicht entsetzlich, daß wir herausgefunden haben, daß die Erde rund ist und daß Ihre Richter sie immer noch zu einem Teller breitschlagen? Warum werden diese Forschungsergebnisse von den Richtern mehrheitlich ignoriert? Warum gibt es in Deutschland keine spezifischen Qualifikationskriterien für Familienrichter? Deren Urteile bestimmen Millionen Kinderschicksale. Warum werden diese Schicksalrichter nicht angehalten, sich weiterzubilden? Warum nicht? Würden Sie Ihre Gebärmutter von einem Arzt entfernen lassen, der auf dem Wissensstand von vor 20 Jahren operiert?
Sie kennen die Zahlen:
63 % aller jugendlichen Selbstmörder sind vaterlos oder müssen ihn entbehren.
70 % aller Jugendlichen in staatlichen Einrichtungen sind vaterlos oder müssen ihn entbehren.
71 % aller schwangeren Teenager sind vaterlos oder müssen ihn entbehren.
71% aller Schulabbrecher sind vaterlos oder müssen ihn entbehren.
75 % aller Jugendlichen in Drogenentzugszentren sind vaterlos oder müssen ihn entbehren.
85 % aller jugendlichen Häftlinge sind vaterlos oder müssen ihn entbehren.
90 % aller Ausreißer und aller obdachlosen Kinder sind vaterlos oder müssen ihn entbehren.
Auf den Knien meines Herzens flehe ich Sie an: Helfen Sie uns. Sie sind eine Frau. Sie sind Mutter. Sie haben die Macht zum Guten. Waschen Sie ihre Hände nicht in Unschuld, sondern werfen Sie den ersten Stein! Gegen den Paragraphen 1626a BGB.
Mathieu Carriere
PS. Sehr dankbar bin ich Ihnen allerdings dafür, daß Sie unsere Aktion am Tag der deutschen Einheit vor Ihrem Ministerium als „Effekthascherei“ bezeichnet und damit aufgewertet haben. Denn dies geschah eine Woche nachdem der Kommandant von Guatanamo, General Harris, den Selbstmord von drei arabischen Folteropfern als „PR Aktion“ abqualifizierte.
Sie haben durch ihre Bemerkung, die sicher ironisch gemeint war, darauf hingewiesen, daß auch im Kindschaftsrechtsbereich die Opfer zu Tätern gemacht werden. Ein indoktriniertes und in die Elternentfremdung getriebenes Kind sagt: „Ich will meinen Vater, meine Mutter nicht sehen“ und die Richter antworten ihm: „Tja, dann erfüllen wir deinen Wunsch, selber schuld.“ Das Opfer wird zum Killer seiner Eltern gemacht. Jesus ist übrigens wegen effekthascherischer Gotteslästerung liquidiert worden. Das Opfer wurde damals schon zum Täter gemacht.